Geschichte des ersten Motorradmuseums in Deutschland

HISTORIE DES MUSEUMS

Bereits bei der Eröffnung am 19. Mai 1956 wurde das „Deutsche Zweiradmuseum“ in Neckarsulm von den Festrednern als „Forschungsstätte für Fachleute“ und „Anziehungspunkt für den Tourismus“ bezeichnet. Zahlreiche Prominenz war am Pfingstwochen- ende beim großen Festakt zugegen. Nach Neckarsulm waren neben Vizekanzler Dr. Franz Blücher auch der baden-württembergische Innenminister a.D. Fritz Ulrich sowie Lord Edward John Barrington Douglas-Scott-Montagu, der gerade einmal vier Jahre zuvor das National Motor Museum (damals noch Montagu Motor Museum) mit historischen Fahrzeugen im englischen Beaulieu gegründet hatte, gekommen. Lord Montagu war bei der Gründung des Neckarsulmer Museums ebenso beratend tätig gewesen wie Oberkonservator Max Rauck vom Deutschen Museum München.

Vor hunderten Schaulustigen aus Neckarsulm und der Region betonte Vizekanzler Blücher auf dem Museum- svorplatz, dass das Zweirad „einmal einer Jugend Gelegenheit gab, sich die Umwelt und die Lande außerhalb der Grenzen zu erobern“ und es jetzt vor- nehmlich dazu da sei, „um die Arbeiterschaft schneller zur Arbeit zu führen“. Daraus resultierend solle das neue Museum einen Überblick geben über die Entwicklung des Zweirades, „ohne das unser Leben nicht mehr denkbar wäre“.

Neckarsulms Bürgermeister Dr. Hans Hoffmann hob ebenso wie der Direktor des Verbands der Zweiradindustrie Wenk hervor, dass das „Zweiradmuseum die Dokumentation des technischen Fortschritts“ zeige. Er verband mit der Gründung des Deutschen Zweirad- museums die Hoffnung, dass es „zum Wahrzeichen der Motorenstadt und zum Zeugen weiterer Entwicklungen“ werden möge. Neben den Reden war der erste Korso von 133 historischen Fahrzeugen ein besonderes Ereignis für die Stadt, weitere sollten in den nächsten Jahren zusammen mit dem Veteranen Fahrzeug Verband folgen.

Überregionale Beachtung fand bei der Eröffnung der wagemutige Schritt, die Geschichte des Zweirades im historischen Gebäude des ehemaligen Deutschordensschlosses zu präsentieren. Schon zur Gründung war der zahlenmäßige Umfang der städtischen Sammlung herausragend und wurde durch Leihgaben aus Privatsammlungen und Firmenbesitz ergänzt. 70 Exponate konnten zunächst auf 600 qm Ausstellungsfläche bewundert werden.

In den 1970er Jahren investierte die Stadt in einen zwei- jährigen Innenausbau. Zum 25jährigen Bestehen folgten weitere Modernisierungs- und Erweiterungsschritte auf 1200 qm, da durch Neuerwerbungen die Ausstellungsfläche zunehmend zu eng wurde. Ein erster Verbindungsbau zwischen den benachbarten Gebäuden entstand und der alte Weinkeller des Schlosses wurde zur Ausstellungsfläche.

Mit der Eröffnung einer eigenen NSU-Abteilung erhielt das Museum 1986 dann seinen heutigen Namen: „Deutsches Zweirad- und NSU-Museum Neckarsulm“ und die Sammlung war auf stattliche 200 Exponate angewachsen.

35 Jahre nach der Eröffnung des ersten Motorradmuseums in Deutschland, das von Beginn an immer wieder als Musterbeispiel für andere Sammlungen diente, hatte sich das Neckarsulmer Zweiradmuseum zur größten zusammenhängenden Sammlung ihres Genres in Deutschland entwickelt. Schon lange war es dem Museum allerdings innerhalb der Gemäuer des Deutschordensschlosses wieder zu eng geworden. Die räumliche Begrenztheit behinderte eine zeitgemäße Museumskonzeption, es fehlte an Weite, um wertvolle, seltene und kuriose Exponate entsprechend ihrer Bedeutung zu zeigen. Und so präsentierte sich nach über einem Jahr Bauzeit 1991 ein völlig neues Museum. Mutig investierte die Stadt 5,9 Millionen DM in den Umbau, die Erweiterung und die Sanierung des Museums in Citylage. Das bis heute prägende moderne Glasrampenhaus verband nun die beiden historischen Gebäude Bandhaus und Amtshaus. Eine weitere Million wurde für die Ausstattung und die Museumskonzeption investiert, so dass eine moderne Museumsdidaktik umgesetzt werden konnte. Oberbürgermeister Dr. Erhard Klotz, der sich persönlich mit seiner Frau Madeleine um zahlreiche Leihgaben und die Ausstattung bemüht hatte, stellte bei der Eröffnung fest: „Unsere ganze Stadt hat einen neuen Glanzpunkt.“

Neckarsulm reagierte mit der Modernisierung des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums somit früh und aktiv auf die in den 1990er Jahren entstandene, allgemeine Bewegung in Deutschland, bei Museen die Besucherorientierung in den Vordergrund zu stellen. Ein Museum durfte nicht länger als Musentempel für gebildete Schichten agieren, sondern musste zu einem offenen Lernort werden und unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Begleitende Texte sollten die inhaltliche Bedeutung der Ausstellungsobjekte erläutern, Exponate wurden inszeniert und elektronische Medien eingesetzt. Ziel der Neckarsulmer war es, ein lebendiges Museum zu schaf- fen, das nicht nur motorrad- begeisterte Spezialisten, sondern jeden, der an Technik und Geschichte interessiert ist, für Einfallsreichtum und technische Tüfteleien zu be- geistern. Bis heute werden daher der fantastische Ideenreichtum und der Erfindergeist, der Mut der Fahrer und die Auswirkungen auf unsere industrielle Gesellschaft und Mobilität dargestellt.

2007 wurde eine neue Sonderausstellungsfläche geschaffen und 2010 begann ein sukzessiver Modernisierungsprozess mit einer Umstrukturierung der Sammlung. Die Arbeit des Museumsteams erfolgte nun nach den ethischen Richtlinien des International Council of Museums (ICOM). Die Forschungs- und Archivarbeit des Museums ist weit über die Grenzen Neckarsulms hinaus bekannt und wird nahezu täglich – auch aus dem Ausland – abgefragt.

Ein Kino/Forum wurde geschaffen, das es ermöglicht, Gruppen zu begrüßen und Veranstaltungen durchzuführen. Ein Fünfjahreskonzept, das 2018 im Gemeinderat verabschiedet wurde, macht die Arbeit des Museums transparent. Den Anforderungen an Museen entsprechend, wurde neben den Hauptaufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen ein weiterer Fokus auf die Vermittlung und Museumspädagogik gelegt. Heute werden die zahlreichen Besucher*innen aus dem In- und Ausland in einem 2019 ansprechend gestalteten neuen Eingangsbereich begrüßt.

Schon seit Gründung des Museums ist ein wichtiger Teil der Arbeit die Teilnahme an historischen Fahrten und Rennen, Messen und Veranstaltungen, um die Sammlung auch außerhalb Neckarsulms bekannt zu machen. Ein umfangreiches Depot ergänzt als eine Art Schatzkammer die Dauerausstellung. Andere Museen und Institutionen leihen hier Exponate für ihre Ausstellungen aus, so dass das Museum auch außerhalb der Stadtgrenzen präsent ist. Zusätzlich bieten jährliche Sonderausstellungen weiterhin spannende neue Einblicke in die Technik- und Mobilitätsgeschichte auf zwei Rädern.

Das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum Neckarsulm hat heute die Aufgabe, technische Zeugen der Mobilität auf zwei Rädern zu sammeln, zu bewahren, stetig zu erforschen und zu zeigen. Immer wieder lösen gesellschaftliche Veränderungen – gerade im Bereich der Mobilität -Fragen aus. Die technischen Zeitzeugen der Neckarsulmer Sammlung bergen dabei Geheimnisse und wertvolles Wissen über unsere gesellschaftliche und technische Geschichte. Um dieses zu entdecken, um darin eigene Geschichten zu erkennen und zu erleben, sind diese Sammlungen wichtig.

Das 1956 ausgerufene Ziel des Museums „Forschungsstätte für Fachleute“ und „Anziehungspunkt für den Tourismus“ zu sein, ist auch heute noch gültig. Die städtische Sammlung des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums Neckarsulm umfasst weit über 1000 Exponate, nebst einem großen Ersatzteilbestand. In der Dauerausstellung sind aktuell 140 nationale und internationale Motorradmarken und 130 Fahrradhersteller vertreten. Die Sammlung besticht – auch dank Leihgaben aus Privatsammlungen oder von Firmen – durch ihre hohe Qualität und Dichte und ist ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal der Stadt Neckarsulm.

DEUTSCHORDENSCHLOSS

DIE WURZELN

NSU-FIRMENGESCHICHTE

Wir starten mit einer Strickmaschine der 1880er Jahre in die Geschichte des Weltmarktführers. Mit einer Strickmaschine startete die NSU-Geschichte in Neckarsulm. Schon bald darauf stieg die Firma auf Fahrräder um, der Bau von Motorrädern und Automobilen folgte. Unsere Dauerausstellung zeigt diese legendäre Geschichte der Mobilität an zahlreichen herausragenden Originalexponaten.

Die Firma NSU wurde am 27. Juli 1873 gegründet. Ihre Firmengeschichte ist untrennbar mit unserer Stadt Neckarsulm verbunden. Im Deutschen Zweirad- und NSU-Museum ist die Innovationsfreude und der Erfindergeist aus Neckarsulm wunderbar nachvollziehbar!

Kurzer Abriss der Geschichte:

  • Gründung “Mechanische Werkstätte Schmidt & Stoll” zur Herstellung von Strickmaschinen in Riedlingen/Donau von Christian Schmidt und Heinrich Stoll
  • Umzug des Unternehmen NSU 1880 nach Neckarsulm
  • 1884 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt
  • 1886 erweiterte die Geschäftsführung die Strickmaschinenfabrik um eine Fahrradbauabteilung. Das Zweirad bestimmte von nun an die Geschicke des Unternehmens. Die Neckarsulmer Fahrräder wurden zu einem Qualitätsbegriff für mehr als 77 Jahre.
  • Unter dem Markennamen N.S.U. (NeckarSUlm) begann 1900 die Motorradproduktion. Und das in ununterbrochener Folge bis 1967.
  • Mit dem Einbruch des Motorradmarktes stieg die NSU in Neckarsulm 1958 in den Automobilbau ein.
  • NSU entwickelte den NSU/Wankel-Motor und verbaute ihn im legendären Modell Ro 80.
  • 1969 schließlich zur Fusion der NSU Motorenwerke AG mit der Ingolstädter Auto Union GmbH. Rückwirkend zum 1. Januar entstand so die Audi NSU Auto Union AG mit Sitz in Neckarsulm. Als dort 1977 der letzte Ro 80 vom Band lief, verschwand bald auch der Markenname NSU.

Die NSU-Motorradgeschichte

1901 begann NSU die Produktion von Motorrädern. Urahn aller folgenden Modelle war das „Neckarsulmer Motorrad“, NSU galt schnell als fortschrittlich und weltweit führend. Bereits 1911 stellte NSU 50% des deutschen Gesamtexports an Motorrädern.

In der 30er Jahren beteiligte sich NSU am Beschäftigungs-Programm der neuen NS-Regierung. Diesem Ziel diente das 1934er Pony, das mit 460 Reichsmark Kaufpreis günstiger in der Anschaffung war als Fahrzeuge der Konkurrenz und zum echten Volksmotorrad wurde.

In der Nachkriegszeit gelang NSU durch den Drang der Menschen nach Mobilität ein rascher Wiederaufstieg. Die erste Neuentwicklung nach dem Krieg war 1949 die Fox von Chefkonstrukteur Albert Roder. Roders Max wurde in den 50er Jahren sogar zum meistgefahrenen Motorrad aller Klassen.

Mitte der 50er-Jahre war NSU größter Zweiradhersteller der Welt. 7000 Mitarbeiter erzielten allein im Jahr 1955 eine Stückzahl von 350.000 Fahrzeugen.
Das zuverlässige Quickly, damals beliebtestes Moped weltweit, wurde 980.000 Mal gebaut. Mit der Lambretta, einem Lizenzbau der Firma Innocenti, partizipierte NSU schließlich auch am Roller-Boom dieser Jahre.

Auch in der Rennszene machte sich NSU wieder einen Namen. Große Erfolge auf allen Rennstrecken der Welt wurden erzielt durch Heiner Fleischmann, Werner Haas, Erwin Schmider (Gelände), Hans Schuhmann, Hermann Böhm, Rupert Hollaus, H.P. Müller und Hans Baltisberger.

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